Berner Oberländer

2023-03-15 17:35:36 By : Ms. Tracey Du

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Es gab eine Zeit, da rauchten die Roboter noch, und Elektro, the Moto-Man, ein Vorzeigeerzeugnis der US-Firma Westinghouse Electric, rauchte viel und gern. «Ich weiss, du magst das», sagte der Mann, der ihm die Befehle gab, und steckte dem Koloss aus Stahl, 120 Kilo schwer, über zwei Meter gross, eine Zigarette zu – «you may smoke now». Elektro konnte aber viel mehr als nur paffen, er ging, sprach und blies ­Ballone auf, was ihn 1939 zum Star der Weltausstellung in New York machte. Er selber hielt sich für smart: «My brain is bigger than yours.» Sein Wortschatz war aber auf nur 700 Wörter beschränkt. «Roboter sind wie Männer, nur ein bisschen grösser», sagte eine Frau dazu. Aber Elektro, the Moto-Man, lernte schnell.

Rund siebzig Jahre später duzen uns die Roboter. «Hallo, Susie», sagt da eine Maschine zu einer Frau, die bald sterben wird, «ich bin der Roboter, der dich in den letzten Momenten deines Lebens begleitet.» Die Maschine sagt auch, dass die Angehörigen – «leider» – nicht kommen konnten, Susie müsse aber keine Angst haben, «ich bin ja da», und streichelt der Frau die Hand bis zu ihrem Tod. Mit seiner Installation «End of Life Care Machine» entwirft der Amerikaner Dan Chen ein Bild der Zukunft, die Automatisierung wird dann die letzten Lebensbereiche erreicht haben. Doch schon jetzt treffen beim Designer, der auch Ingenieur ist, Bestellungen ein: «Wann endlich kommt die Maschine auf den Markt?» Vielleicht bringen Roboter doch ein bisschen Trost.

Die Beispiele zeigen, wie sich das menschliche Verhältnis zu Robotern verändert hat. Was einst nach Science-Fiction ausschaute, ist schon längst ein Teil von uns geworden. Die Ausstellung «Hello, Robot.», die nach Stationen im Vitra-Design-Museum Weil am Rhein, Wien und Gent nun im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen ist, geht dieser Entwicklung nach: Von der Wunderkammer, in der Humanoide wie Elektro wohnen, über Roboter, die programmiert auf Arbeit sind, bis zu den Maschinen, die uns an die Hand nehmen. Und von hier geht es noch ein bisschen weiter: zum Roboter, der in uns ist.

Mensch und Maschine, das ist ein kompliziertes Verhältnis. Denn alle machen sich eine Vorstellung davon, was Roboter sind. Der Begriff selber kommt aus dem Theater. Der tschechische Schriftsteller Karel Capek erzählt in seinem 1920 erschienenen Drama «R.U.R. (Rossum's Universal Robots)» von menschenähnlichen Klonen, die extra nur für Arbeit geschaffen wurden, dann aber aufmüpfig wurden, was das Ende der Menschheit bedeutet. Es ist die alte Geschichte: vom Roboter, der uns dienen soll, und vom Roboter, der uns killt.

Erwachsene geben Haushaltsgeräten gerne einen Kosenamen, so wird die Maschine zum Familienmitglied.

«Roboter sind ein Werkzeug für den dramaturgischen Effekt», sagt Science-Fiction-Autor Bruce Sterling, «sie sind kein technologisches Werk.» Und so brauchen Roboter auch keinen Körper, sie können alles sein, ein Haus zum Beispiel oder eine Stadt. Wichtig seien für einen Roboter nur drei Sachen, sagt MIT-City-Lab-Leiter Carlo Ratti, wie Sterling ein Berater der Ausstellung: Sensoren, Intelligenz und Aktoren. Das heisst, Roboter müssen mit Informationen intelligent umgehen, um eine Handlung auszulösen. Was in der Theorie kompliziert tönt, ist dann recht praktisch. Nach Hause kommen, Licht anknipsen, das war gestern. Heute weiss das Licht, wann wir nach Hause kommen.

Die Lampe ist dann ein Fall für Design. Sie sieht vielleicht wie Kip aus. Kip ist ein Objekt aus Acryl, Papier und Garn von Guy Hoffman und Oren Zuckermann aus der Abteilung «Freund und Helfer», es gleicht im Aufbau einer Tischleuchte und misst das «freundliche Miteinander», wie der Katalog sagt. Spricht ein Mensch im netten Ton, dann neigt Kip ihm seinen Schirm zu; wird es lauter, dann fängt Kip an zu zittern und macht sich ganz klein. Und gleich möchte man das Objekt trösten und wird wieder ganz leise.

Feinfühligkeit ist bei Kip eine Sache von Sensoren, aber schnell misst man den rund 150 Objekten, die die Ausstellung versammelt, ein eigenes Leben zu. Roboter können auch sehr putzig schauen, wie zum Beispiel das Robo-Wunderkind. Mit diesem modularen Roboterbaukasten machen Kinder ihre ersten Schritte im Programmieren, es ist so eine Art Lego mit freundlichem Gesicht 2.0. Überhaupt Spielzeuge: Mit ihnen reisen wir in der Abteilung Science und Fiction durch die Roboterwelt, heissen sie nun Robin des belgischen Designers Jan de Coster oder R.O.B. wie der Roboting Operating Buddy von Nintendo. Auch Erwachsene geben einem Gerät wie dem Staubsaugerroboter Roomba 980 gerne einen Kosenamen, so wird die Maschine zum Familienmitglied. Alexa, die Abhörmaschine von Amazon, ist auch schon im Haushalt eingezogen.

Dumm wie eine Schraube sind Roboter, die programmiert auf Arbeit sind. Ganz anmutig aber kommt ihr Werk daher. Eine Maschine aus dem Robotlab schreibt da Manifeste im Minutentakt. Sie weiss nicht, was der Sinn der Sache ist, denn zusammengesetzt werden hier willkürlich ausgewählte Textbausteine. Im Manifest mit der Seriennummer 19631 steht zum Beispiel: «Hiermit wird die Weisheit verkündet.» Aber auch: «Der Autor soll für seine Leistungen bezahlt werden.» Man denkt: So blöd sind die Maschinen auch wieder nicht. Und weiss, dass hinter ihnen andere stehen, die programmieren, was die Maschinen zu machen haben. Vor diesen Menschen sollte man eigentlich Angst haben, nicht von den Robotern.

Im Programm für die Zukunft steht, dass Roboter das Sorgerecht über uns bekommen, von der Wiege, an der ein Industriearm dem Baby den Schoppen gibt, bis zur Bahre. «Hallo, Mensch», wird da die Maschine sagen, «ich begleite dich durch die letzten Momente.» Die Roboter werden mit uns so etwas wie Tamagotchi spielen, so die Vorstellung. Die Zukunft ist aber längst da. Paro, der Therapieroboter, der Senioren und Demenzkranken Trost spendet, ist seit 2001 auf dem Markt. Auch Elektro, the Moto-Man, hat die Zukunft vorausgenommen, er geht, redet, bläst sich auf wie heute Trump. Nur mit dem Rauchen ist es nichts geworden.

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